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Medizinische Fachangestellte studiert „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ an der Münchner FOM

Verena Heimpel: Powerfrau und Pionierin

Mutter von zwei Grundschulkindern, Teilzeitjob beim Hausarzt, Berufsschullehrerin und Studentin an der FOM Hochschule in München: Verena Heimpel aus Weitnau im Allgäu gehört zum ersten Jahrgang des neuen Bachelor-Studiengangs „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ und freut sich auf ihre Pionierrolle – die Zukunft von Hausarztpraxen als zentrale Versorgungsorte weiter zu stärken.

06.04.2023 | München

Patienten spüren es, wenn sie im vollen Wartezimmer ihres Hausarztes Platz nehmen müssen: Die Anforderungen an Deutschlands Hausärzte steigen kontinuierlich. Mehr Qualität, mehr Präsenz, mehr Leistung – doch wegen der demografischen Entwicklung gibt es auch immer mehr Kranke. Verena Heimpel begann vor über 20 Jahren ihre Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten und kennt die Realität in Hausarztpraxen genau.

Eigentlich war ihr Traumberuf im Schuldienst angesiedelt, weshalb die gebürtige Allgäuerin nach der Ausbildung das Abitur nachholte, dann aber doch bei Medizin und Patienten hängenblieb. „Die Arbeit in der Hausarztpraxis ist genau meins, weil von allem etwas dabei ist“, sagt die Powerfrau mit den vielen Piercings und Tattoos. Kontinuierlich bildete sie sich weiter und absolvierte Zusatzqualifikationen zur Versorgungsassistentin (VERAH) und Praxismanagerin. 

„Wissen mitnehmen, wo es geht“

Als Ausbildungsbeauftragte in der Hausarztpraxis kam sie über ihren ersten Auszubildenden an die Berufsschule Kempten. Dort unterrichtet sie seit 2011 die Fächer Laborkunde und Abrechnung für angehende medizinische Fachangestellte. Neben dem 20-Stunden-Job in der Hausarztpraxis. Neben ihrer Rolle als Mutter einer neunjährigen Tochter und eines achtjährigen Sohnes. Und seit September 2022 neben ihrem berufsbegleitenden Studium an der Münchner FOM Hochschule. „Ich hatte schon immer Hummeln im Hintern“, sagt die 44-Jährige und lacht. Die Motivation, nie auszulernen und sich selbst stetig weiterzuentwickeln, sei ihre Lebensphilosophie. Diese gibt sie auch ihren Schülerinnen und Schülern an der Berufsschule mit: „Ich predige ihnen, Wissen mitzunehmen, wo es geht, denn das kann einem später niemand mehr nehmen.“ 

Einstieg ins dritte Semester

So verwunderte es ihren Ehemann auch nicht, als sie vom neuen, digitalen Bachelor-of-Science-Studiengang „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ an der FOM hörte und sich sofort anmeldete. Die Voraussetzung von drei Jahren Berufserfahrung erfüllte sie locker und die VERAH-Zusatzqualifikation ermöglichte ihr den Einsteig ins dritte Semester. Ihr Chef in der Praxis allerdings war erstaunt, dass sie sein Angebot, die Studienkosten zu übernehmen, ausschlug. „Für mich ist wichtig, dass ich mir das Studium selbst finanziere – dann setze ich mich auch hin und schaue, dass etwas Gescheites dabei herauskommt. Das ist so ähnlich wie bei Kindern: Wenn sie auf etwas sparen, dann wissen sie es am Ende mehr zu schätzen“, meint Verena Heimpel. Ihr großer Vorteil ist, dass sie auf die volle Unterstützung von Familie und Kollegenkreis zählen kann. Mann, Mutter und Schwiegermutter helfen bei Haushalt und Kindern tatkräftig mit und auch das Team in der Hausarztpraxis ist wie eine große Familie. „Nur weil alles um mich herum so gut funktioniert wie ein Zahnrad, kann ich jetzt noch studieren“, freut sie sich. 

Der Studiengang

Der Bachelor-Studiengang Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement wurde in Kooperation mit dem Deutschen Hausärzteverband entwickelt und wird an den FOM Hochschulzentren Dortmund, Hannover, Leipzig, Mannheim und München angeboten.

Verena Heimpel studiert "Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement" an der FOM Hochschule in München (Foto: privat)

Erste Vorlesung im Urlaub am Pool

Ihr Einstieg ins Studium verlief ungewöhnlich. Denn vor der Immatrikulation war bereits ein Familienurlaub in Italien gebucht. Diese gemeinsame Zeit wollte Verena Heimpel keinesfalls streichen. Also saß sie im Bikini am Pool – mit ausgeschalteter Kamera – und nahm an ihrer ersten digitalen Vorlesung aus dem Campus-Studio teil. „Mein Mann ging derweil mit den Kindern an den Strand, so hatte ich Ruhe“, erinnert sie sich und schmunzelt über diesen „coolen Start“. Es folgte eine zähe Gewöhnungsphase ans Lernen, „das war nicht einfach, weil ich viele Jahre keine Schulbank mehr gedrückt hatte“. Diese Erfahrung teilen fast alle ihrer 34 Kommilitoninnen am Hochschulzentrum München, eine eingeschworene Gruppe, die sich gegenseitig hilft und unterstützt, wo es geht. „Wir haben aber auch tolle Dozenten, die es sogar schaffen, dass mir Buchhaltung Spaß macht“, berichtet die Studienanfängerin. Neu gelerntes medizinisches Wissen, welches sie sofort in der Praxis anwenden kann, motiviert sie ebenso zum Lernen. Und das nimmt sich die quirlige Frau oftmals bis zu vier Stunden täglich vor – selbst abends, mit Lernkarten in der Hand und dem Hula-Hoop-Reifen um die Hüften schwingend. 

„Eine Art Mini-Doktor“

Mit Vorfreude blickt Verena Heimpel in die Zukunft nach dem Bachelor-Abschluss in rund zwei Jahren, auch wenn es momentan für „akademisierte VERAHs“ bisher keine eigene Berufsbezeichnung gibt. „Wir werden viele Möglichkeiten haben, auch wenn unsere legalen Kompetenzen noch nicht endgültig geklärt sind.“ Soll heißen: Es muss noch auf höherer Ebene entschieden werden, wie sie in der medizinischen Versorgung unterstützen und welche Tätigkeiten sie von Ärzten übernehmen werden dürfen. Doch egal, wie diese Entscheidungen ausgehen, Verena Heimpel ist jetzt schon stolz, „zum ersten Wurf des Studiengangs Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement zu gehören und eine Pionierrolle einzunehmen“. Diese könnte ihrer Auffassung nach so aussehen: Im Behandlungszimmer sitzen und durch Anamnese und Untersuchungstechniken dem Arzt möglichst viel von der Patientenbetreuung abnehmen – „wie eine Art Mini-Doktor“.